Das Schulzentrum Messestadt Ost wurde an der Astrid-Lindgren-Straße in zwei Abschnitten errichtet, für die jeweils ein Realisierungswettbewerb durchgeführt wurde. Im Architektenwettbewerb für den ersten Abschnitt, das Förderzentrum München-Ost mit Hort, einer Grundschule mit Tagesheim, einer Heilpädagogischen Tagesstätte, einer Dreifachsporthalle sowie einer Tiefgarage mit 50 Stellplätzen erhielt der Entwurf des Architekten Jan Spreen aus München 2001 den ersten Preis und wurde Grundlage für die Umsetzung.
Der zweigeschossige Gebäudekomplex ist um drei zusammenhängende Höfe gruppiert. Über zwei gebäudehoch verglaste und tief zurückspringende Eingangsportale betritt man im Norden die Förderschule, im Süden die Grundschule und gelangt dabei jeweils in ein großzügiges, zweigeschossiges Foyer, in dem eine gerade Treppe ins Obergeschoss führt. Daran angelagert sind die Verwaltungsräume – Schulleitung, Sekretariat und Lehrerzimmer – sowie die offenen Pausenhallen, die auch als Aula und Versammlungsstätte genutzt werden. Sie bilden mit dem Treppenkopf im Obergeschoss eine Galerie und können bei Veranstaltungen zum Foyer mit einer mobilen Trennwand geschlossen werden. Die übrigen Nutzungsbereiche sind auch mit separaten Eingängen über die Höfe erschlossen. Damit die Sporthalle trockenen Fußes erreicht werden kann, sind sämtliche Gebäude über einen Gang im Untergeschoss miteinander verbunden.
Innen sind die vorherrschenden Materialien heller Granit sowie grüner Linoleum für die Böden sowie Sichtbeton, Eichenholzfurniere und teilweise leuchtend rot gestrichene Putz- bzw. Gipskartonflächen für die Wände. Die farbliche Gestaltung der Fassaden ist zurückhaltend, jedoch in Detail und Funktion differenziert. Lärchenholzfassaden in den nach außen orientierten Klassenräumen, nahezu vollflächig verglaste Hoffassaden und geschlossene, mit Basaltlava verkleidete Stirnseiten wechseln sich ab.
Die Freiräume werden durch die Gebäudegeometrie in einzelne, mit großformatigen Betonsteinplatten ausgelegte Hofbereiche gegliedert. Eingestreut sind streifenförmige Beete sowie kubische rot und orange gestrichene Sitzelemente. Ein Verkehrserziehungs-Parcours sowie ein Sandspielbereich und Klettergarten ergänzen das Angebot. Zwei Künstler, die im Rahmen der kunstprojekte_riem ausgewählt wurden, schufen mit Kindern des Förderzentrums Glasbilder, die in die Fassaden und Einbauleuchten integriert wurden. Ein kindgerecht angeordnetes Orientierungskonzept mit großen gut lesbaren Kurzinformationen nutzt die rot gehaltenen Flur- und Treppenhauswände als Hintergrund. Die tragende zweigeschossige Stahlbetonskelett-Konstruktion basiert auf einem statischen Grundkonzept, das eine effiziente Flächenausnutzung bei hoher Flexibilität bietet. Die Stützen werden dabei als Pfeiler zwischen den Fluren und den Klassenzimmern gleich einer „Wirbelsäule“ aufgereiht und steifen über ein sehr hohes Einspannmoment mit den Geschossdecken die Konstruktion aus. Weitere Stützen im Flur sind unnötig. In die Pfeilerkonstruktion sind flurseitig die Umkleidezone und raumseitig die Schrankzone mit sämtlichen Einbauelementen – Wandschränke, Waschbecken, Vitrinen, Hausaufgabentafeln – integriert.
Neben einem sehr guten Niedrigenergiestandard stand auch eine optimale klimatische Lösung für die Nutzräume im Vordergrund. So wählte man für die Trennwände zwischen den Klassenzimmern massive Mauerwerkswände als Speichermasse. Damit diese Räume auskühlen können, sind neben den Fenstern in allen Räumen schmale Lüftungsflügel angeordnet. Diese können – von Hand geöffnet – über Nacht offen bleiben, weil einbruchssichere Metall-Lamellen die Öffnungen schützen. Dieses einfache ökologische Lüftungskonzept wird um haustechnische Elemente zur Energieeinsparung ergänzt. So ist der gesamte Schulkomplex nicht nur an das Nahwärmenetz der Messestadt angeschlossen, das auf Geothermie basiert, sondern es wird auch die Zuluft für die Aulen über Erdkanäle im Winter vorgeheizt bzw. im Sommer vorgekühlt.